2022 - 2023 | Pokhara, Annapurna
Wir bauen einen neuen Spielplatz
Das Projekt "Future Playgrounds" wurde während der Corona-Jahre ins Leben gerufen. Nachdem wir und unsere Partner von der Namaste Community Foundation und Pokhara United die letzten Arbeiten an der nach dem Erdbeben wieder aufgebauten Schule in Purkot, Tanahun, abgeschlossen hatten. Das daraus resultierende Angebot an installierten Spielgeräten und Freizeitbereichen für die Kinder entsprach nicht ganz den nachhaltigen ursprünglichen Plänen des Vereins. Nils und Thomas Nauta (M.A. Architektur), der bereits Erfahrung im Bau von Bambuskonstruktionen hatte, machten sich daher bereits im Sommer 2021 Gedanken über ein Spiel- und Raumkonzept aus Bambus.
Im Laufe des Jahres 2022 wurden Spenden für das Projekt gesammelt und am Ende des Jahres machte sich ein kleines Team auf den Weg nach Nepal. Mit dabei waren Lars Brian Kaul (B.A. Architektur & Carpentry), Manolis Baier (Kommunikationsdesigner), Hendrik Anatol Eggelsmann (Schreiner), Jana Köhle (B.A. Architektur) und Nils Siddhartha Wübbena (B.A. Architektur & Gründungsmitglied). Dort entwickelten sie gemeinsam mit der Schule ein neues Konzept. Sie kümmerten sich auch um den Abriss einsturzgefährdeter Gebäude und bauten aus dem Schutt und den freigelegten Natursteinen zwei Treppen, die den Kindern den Schulweg erheblich erleichtern.
Das Problem
In den Bergregionen Nepals müssen Kinder in der Zwischenzeit vorrangig an Plastikspielplätzen der chinesischen Massenproduktion ihren Spaß finden. Diese Lösungen sind zwar kostengünstig, aber in vielerlei Hinsicht wenig nachhaltig. Das wollen wir ändern.
Es gibt wohl wenige Orte, die wir so sehr mit einem bescheidenen Leben im Rhythmus der Natur verbinden, wie die abgelegenen Regionen des Himalaya. Doch auch dort – etwa in der nepalesischen Region Pokhara – hat in der Zwischenzeit der Geist des Materialismus Einzug erhalten. Immer mehr wird zu quietschbunten Plastikprodukten gegriffen, so auch für Kinderspielplätze. Das große Problem: Auch wenn sich die nepalesische Kultur seit Jahrtausenden im Einklang mit der Natur entwickelte, fehlt häufig – gerade in der neueren Generation – ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit, sowie das notwendige Know-how. So werden auch hier zunehmend fragwürdige Kauf- und Konsumentscheidungen getroffen, die sich nicht nur ästhetisch von der nepalesischen Naturlandschaft abheben.
Hintergrund
Mit unserem Konzept „Future Playgrounds“ wollen wir alte nepalesische Traditionen aufgreifen und zeitgemäß umsetzen.
Die sogenannte „lingeping“, eine Schaukel, die traditionellerweise anlässlich des „Dashain Festivals“ – dem wohl wichtigsten Nationalfeiertag Nepals – aufgebaut wird, besteht ausschließlich aus Bambus und Hanfseilen. Einmal im Jahr wird sie in jedem Dorf am Berghang aufgebaut und soll so den Schaukelnden die Möglichkeit geben, ihr irdisches Sein für einen Moment loszulassen. Aufgrund des mangelnden Interesses der jüngeren Generation und zu wenig Platz in den Städten, scheint diese Tradition in den letzten Jahren allerdings leider nachzulassen. Stattdessen sieht man allerorts buntes Plastik.
Play!
Gemeinsam mit den Dorfgemeinschaften, mit Schulen, Kindergärten und Eltern wollen wir ab Oktober 2022 neue Spielplätze in Anlehnung an diese Tradition bauen – aus lokalen und nachhaltigen Baustoffen. So wollen wir den Menschen wieder die Wichtigkeit des Spielerischen und ihrer Traditionen ins Gewissen rufen und zugleich die notwendigen Mittel und das Know-how an die Hand geben, um künftig selbst nachhaltig zu bauen. Dabei ziehen wir die Gemeinschaft in den Prozess und die zugrunde liegenden Ideen mit ein und schaffen so ein Bewusstsein für nachhaltige Lösungen.
Der „Future Playground“ will sich von der starren Idee eines Kinderspielplatzes loslösen und den Spiel-Platz als solchen neu definieren: Er kann und darf alles sein, was die Dorfgemeinschaft benötigt – ein neuer „place to be“, ein Ort der Begegnung, ein Spielplatz für Erwachsene, eine Bühne, ein neuer Kulturort für die Gemeinde. So wollen wir auch die Eröffnung des neuen Spielplatzes zu einem kulturellen Ereignis für das Dorf machen.
